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Geschichte


Geschichtliches

Das Gebiet um Nordstemmen ist uraltes Siedlungsland. Umfangreiche Bodenfunde in der Umgebung und in einer Kiesgrube zwischen Nordstemmen und Rössing belegen, dass schon vor 10 000 Jahren Menschen in dieser Gegend lebten. So konnten steinzeitliche Werkzeuge, Waffen, Gebrauchsgegenstände und Schmuckstücke sichergestellt werden. In den 70er Jahren gelang die Freilegung und Rekonstruierung des Grundrisses eines urgeschichtlichen Pfostenhauses. Schon beim Bau des Schlosses Marienburg, das in unmittelbarer Nähe, aber genau genommen nicht im Gebiet der Gemeinde Nordstemmens liegt, sondern zu Pattensen (Region Hannover) gehört, wurden verschiedene bronzezeitliche Gegenstände gefunden, darunter als herausragendes Fundstück eine bronzene Schwertklinge. Diese Schwertklinge inspirierte die Nordstemmer bei der Gestaltung ihres Wappens. Sie ziert dieses seit dem 6. Juli 1939.

2018 hat man im Zuge von Bauarbeiten auf einem Grundstück mitten im Ortskern von Nordstemmen Funde ans Tageslicht gebracht, die nach Schätzungen von Archäologen 6000 – 7000 Jahre alt sein dürften. Weiteren Grabungen förderten Feuersteine aus Metall, ein steinernes Beil und verzierte Keramikbehälter zu Tage. Deren Musterung wird als Linienbandkeramik bezeichnet, entstand vermutlich bis 5000 v.Chr. und ist somit dem Beginn der Jungsteinzeit zuzuordnen. Charakteristisch für diese Keramikgefäße sind Verzierungen durch Bandmuster aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien.

1241 wird Nordstemmen erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Urkunde schenkt Bischof Konrad zu Hildesheim die capellam in northstemne dem Kloster Wülfinghausen.

Mit der Hildesheimer Stiftsfehde beginnen im Jahre 1519 schwere und verhängnisvolle Zeiten für Nordstemmen, denn der Ort und die gesamte Umgebung werden durch die kriegerischen Auseinandersetzungen über weite Teile verwüstet und die Bevölkerung in Not und Elend versetzt. Zwischen 1523 und 1643 kommt Nordstemmen in den Besitz der Welfenfürsten. Zunächst scheinen die Menschen zur Ruhe zu kommen, doch in den Jahren 1625 bis 1628 gehört die Gegend zum Kampfgebiet des 30-jährigen Krieges. Wieder leidet die Bevölkerung unter Plünderungen und Verwüstungen durch kriegerische Truppen und ist dazu noch verpflichtet, pro Einwohner zehn und mehr Soldaten Quartier zu bieten und diese kostenlos zu versorgen. Von der daraus resultierenden Hungersnot erholt sie sich nur langsam.

Als die Welfen 1643 mit Kaiser Ferdinand III. Frieden schließen, geht Nordstemmen wieder in den Besitz des Fürstbistums Hildesheim über.

1803 verliert das Fürstbistum alle geistlichen Güter an die Preußen, die diese wiederum schon drei Jahre später an Napoleon abtreten müssen. Bis 1813 gehört Nordstemmen nun zum Königreich Westphalen unter der Herrschaft von Jérome Bonaparte, dem jüngsten Bruder Kaiser Napoleons.

Unter der Herrschaft des Königreiches Hannover zwischen 1815 und 1866 beginnt für Nordstemmen, dessen Bewohner bis dahin ausschließlich in der Landwirtschaft ihr Auskommen hatten, eine Epoche der industriellen Entwicklung. 1846 entsteht eine Ziegelei, die erst 110 Jahre später die Produktion einstellt und 1853 erhält der Ort einen Bahnhof und liegt damit auf der Eisenbahnstrecke zwischen Hannover und Alfeld. 1857 schenkt König Georg V. seiner Frau Marie zum Geburtstag ein Grundstück auf dem Schulenberg, auf dem er für sie das Schloss Marienburg als Sommerresidenz und Jagdschloss errichten lässt. Dieses wird von seiner Familie bis zum Jahre 1869 bewohnt. Im Jahre 1865 nimmt schließlich die Nordstemmer Zuckerfabrik ihren Betrieb auf, die 2003 von der Nordzucker AG übernommen wird und heute neben Uelzen hier ihren zweiten zentralen Produktionsstandort hat. Ende des 19. Jahrhunderts profitiert der ganze Ort von der 1893 installierten Dampfmaschine mit Dynamoanschluss durch den Dreschereibetrieb Carl Müller. Müller erzeugt zunächst nur für seinen eigenen Betrieb und kurze Zeit später auch für seine Nachbarn und dann den gesamten Ort elektrischen Strom.

Aufgrund seiner zentralen Lage zwischen Hannover und Hildesheim und seiner guten Verkehrsanbindung wird Nordstemmen im 20. Jahrhundert und bis heute Wohnort für Pendler. Diese profitieren durch die B1 und die Nähe zur B3 sowie einen Anschluss an das Schienennetz der Deutschen Bahn über beste Verkehrsanbindungen Richtung Hannover, Hildesheim, Braunschweig und Hameln.

Seit 1974 ist der Ort Nordstemmen Zentrum der gleichnamigen Gemeinde mit zehn Ortschaften. Ein gutes Betreuungs-, Bildungs- und breitgefächertes Freizeitangebot und eine gute Infrastruktur haben dazu geführt, dass Nordstemmen bei seinen 5.000 Einwohnern als Wohnort beliebt ist und sich Menschen in mehreren Neubaugebieten angesiedelt haben.

Mehrere Infotafeln im Ort geben einen Überblick und die Möglichkeit zu einem geschichtlichen Rundgang. Die Tafeln wurden von der Ortsheimatpflegerin Adelheid Berker zusammengestellt. Mehr dazu lesen Sie hier.


Historische Baulichkeiten

St.-Johannis-Kirche (evang.) (s. Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen)

Zu finden: Am Kirchbrink

Schon 1241 wird eine capellam northstempne, eine Kirche in Nordstemmen, urkundlich erwähnt. Sie war der Heiligen Lucia geweiht und gehörte zum Kloster Wülfinghausen. Als Bischof Otto II. von Hildesheim diesem Kloster die Kirche von Eldagsen schenkte, erhielt er im Gegenzug dafür die Nordstemmer Kirche. Belegt ist außerdem, dass St. Lucia im Jahre 1426 durch einen Graben und einen Wall befestigt wurde.

Erst 1861/62 muss die baufällig gewordene Kirche abgerissen und durch die heutige einschiffige neugotische Kirche ersetzt werden. Patron dieser Kirche ist der Jünger und Apostel Johannes. Von der Ursprungskirche ist nur noch der massive romanische Kirchturm erhalten geblieben. Zwei verwitterte Steinköpfe an seiner nord- und südwestlichen Ecke sind noch zu erkennen. Von den ehemals drei Glocken sind nur zwei aus dem Jahr 1516 erhalten geblieben. Die dritte und auch nachfolgende Glocken wurde im 1. und 2. Weltkrieg eingeschmolzen. Erst seit 1948 ist das bis heute klingende Geläut wieder komplett.

Nicht in die neue Kirche übernommen wurde ein ein vermutlich 1520 geschaffener wertvoller Flügelaltar aus der Werkstatt eines niedersächsischen Künstlers. Der Sockel des Altars ist heute im Landesmuseum Hannover zu sehen, während der Altaraufsatz dort leider im Archiv verwahrt wird.

Ein altes Gemälde des Malers Gottlieb August Schmidt stellt eine Kindstaufe in der alten Holzkirche St. Lucia dar. Auf diesem Bild, das der Kirchengemeinde von den Erben des Künstlers gestiftet wurde und im Johannis-Saal im Küsterhaus hängt, ist der Altar zu erkennen. Das Mittelstück enthält ein geschnitztes Kreuzrelief, auf den Seitenteilen sind Heiligenfiguren dargestellt. Auf der Infotafel am Kirchbrink sind sowohl der Altar als auch das Gemälde abgebildet.

Der heutige Altaraufsatz mit der Kreuzigungsszene stammt vom Bildhauer Küsthardt aus Hildesheim, die farbigen Fenster rechts und links neben dem Ostchor erhielt die Kirche in den Jahren 1893 und 1849.

Im Jahr 2020 erhält die Kirche drei neue Glocken.

Die imposante Orgel der Kirche ist das zweitgrößte Instrument aus der Werkstatt des Elzer Orgelbauers Philipp Furtwängler. Mit ihren 23 Registern und 1234 Pfeifen erklang sie zum ersten Mal im Sommer 1864 im Nordstemmer Gotteshaus. Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen sowie im Laufe der Zeit vorgenommene Umbauten und der Ausbau von 68 Prospektpfeifen während des 1. Weltkrieges machten schließlich eine gründliche Reinigung und Überarbeitung der Orgel im Jahre 2001 notwendig. Seitdem befindet sich das Instrument wieder in seinem Originalzustand und feierte 2015 seinen 150sten Geburtstag. Anlass genug für die Nordstemmer Orgelfreunde und die Gemeinde St. Johannis, diesen im Rahmen eines Festgottesdienstes und einer Reihe von Orgelkonzerten gebührend zu feiern. Wer noch an genaueren Informationen zur Orgel interessiert ist, findet sie hier.

Auch das große Uhrwerk der Kirchturmuhr stammt übrigens von Philipp Furtwängler. Die Uhr muss noch heute einmal wöchentlich mit einer großen Handkurbel aufgezogen werden.

Die sich Ende des 20. Jahrhunderts abzeichnenden Restaurierungsarbeiten der Orgel setzten jedoch auch eine grundlegende Renovierung der Kirche voraus, denn zunächst mussten ein stabiles Raumklima und konstante Temperaturen im Kirchenraum geschaffen werden. Im Rahmen dieser Arbeiten in den Jahren 1996 - 1999 wurde u.a. der Wandputz des Ostchores abgetragen und die unter mehreren Farbschichten liegende originale Farbgestaltung des Altarraumes wieder freigelegt.

Im Gegensatz zum Kirchenschiff von St. Johannis ist die alten Turmkapelle ganztägig geöffnet. Dieser ursprünglich vom Kirchenschiff aus nicht direkt zugängliche Raum ist seit den Restaurierungsarbeiten durch eine große Glastür mit dem Kirchenschiff verbunden und der Eingang wurde aus dem vorderen Teil der Kirche nach hier verlegt.

Man betritt die Kirche nun durch die Eingangstür zum Turm und gelangt zunächst in die alte Turmkapelle, deren Mauerwerk wieder freigelegt und bei deren Neugestaltung die Gemeinde umfassend vom Bildhauer Donato Diez beraten wurde. Hier befinden sich auch ein Kerzenleuchter und eine bronzene Figurengruppe des Künstlers, die Dr. Julia Helmke (Kulturbeauftragte der Landeskirche Hannover von 2005-2015) mit folgenden Worten beschreibt:

Drei Gestalten stehen in Neigung zueinander, wobei die mittlere – in der klassischen Ikonographie Christus – nur durch die Knie der beiden gehalten zu sein scheint. Der Betrachter hat den Eindruck, dass den Trägern, die ihrerseits fest am Boden verankert sind, die mittlere Figur gleich entgleiten wird. Die 1989 entstandene „Grablegung“ …. erinnert an die Liebe, die über den Tod hinaus geht sowie die Hoffnungslosigkeit angesichts des Todes, aber auch die Hoffnung auf Wiederauferstehung.

Der Friedhof der Kirche

Die Johanniskirche wurde im Zeitraum der Reformation evangelisch. Der erste protestantische Prediger ist für das Jahr 1540 nachgewiesen. Seitdem und bis in das Jahr 1971 mussten die katholischen Christen Nordstemmens, mit Ausnahme der Jahre 1630-34, den über lange Zeit beschwerlichen Weg zur Kirche auf der Poppenburg auf sich nehmen. Ihre Verstorbenen wurden jedoch noch bis 1725 auf dem Friedhof von St. Johannes beigesetzt. Erst dann erhielt die Poppenburger Kirche einen eigenen Friedhof.

Der Friedhof, der die Johanniskirche umgibt, ist eine Oase der Ruhe und wird auch gärtnerisch liebevoll gepflegt. Besucher finden hier eine Reihe von Bäumen, deren jüngere Exemplare in den letzten Jahren in Erinnerung an besondere Menschen der Kirchengeschichte gepflanzt wurden. So pflanzte man im Jahre 2007 anlässlich des 400sten Geburtstages des Dichters Paul Gerhardt eine Linde und führt diese Tradition nun jährlich fort. Vielleicht haben Sie Interesse daran, sich auf Entdeckungsreise zu begeben und zu erforschen, für welche Persönlichkeiten die Kirchengemeinde sich in den Folgejahren entschieden hat? Hier finden Sie des Rätsels Lösung.

Darüber hinaus sind auf dem Friedhof weitere Skulpturen des Bildhauers Donato Diez zu finden.

Vor einigen Jahren entschied sich die Kirchengemeinde dazu, auf dem Friedhofsgelände auch eine Bestattungsmöglichkeit für totgeborene Kinder zu schaffen. Im hinteren Drittel des Geländes hinter den Ehrenmalen entstand ein Bestattungsbereich, dessen Mittelpunkt eine Bronzefigur Donato Diez' bildet. Ähnlich wie Der Wächter  (2003) im Nordstemmer Kreisel sind die beiden hier stehenden Bronzefiguren mit glatter Oberfläche ausgeführt und gesichtslos. Dennoch kommt in ihrer Körperhaltung - sie stehen vereint in gemeinsamer Trauer eng beieinander - eindrucksvoll der große Schmerz im Verlust um ein gemeinsames Kind zum Ausdruck. Eine der Figuren lehnt mit dem Kopf an der Schulter der anderen. Das Paar steht auf einem Sockel aus hellem Stein, auf dem die Worte aus dem Psalm 39 Herr schweige nicht zu meinen Tränen zu lesen sind.

In unmittelbarer Nähe zu diesen Figuren befindet sich das Grab einer Verstorbenen der Gemeinde mit einer weiteren Figurengruppe von D. Diez. Auch dieses Werk besteht aus zwei, in diesem Fall jedoch auf der Erde sitzenden Figuren, wobei die eine Figur die andere im Schoß hält. Der nach unten geneigte Kopf des Trauernden bringt dessen Hilflosigkeit zum Ausdruck. Er ist dargestellt ohne Arme, der in seinem Schoß liegende und dem Tode nahe Mensch droht ihm zu entgleiten. Der Sterbenden hingegen hat seinen Blick nach oben gerichtet, dem Himmel, vielleicht Gott zugewandt.

Die vierte Figur des in Mahlerten wohnhaften Künstlers befindet sich an der nördlichen Giebelwand in der Friedenskapelle. Die Neugestaltung der im Jahre 2001 deutlich erweiterten Kapelle, bei der D. Diez der Gemeinde ebenfalls beratend zur Seite stand, hatte die Worte des 23. Psalms Mein Hirt ist Gott der Herr zur Grundlage. Dementspechend kann Diez' Kunstwerk, eine schlanke Bronzefigur mit glatten Oberflächen und in ein Gewand aus mehreren übereinander liegenden Schichten gekleidet, als Hirte oder schützender Engel gedeutet werden. Die Figur steht auf einem an der Wand angebrachten Sockel, der die Inschrift Du bist bei mir trägt und wird eingerahmt von farbig gestalteten Fenstern der Künstlerin Christiane Schwarze-Kalkoff aus Halle (Saale). In Anlehnung an die Worte des Psalms verwendete sie für die Fenster die Farben der Natur/Auen (grün), des Himmels/Wassers (blau), des (Sonnen-)Lichts (gelb) und der Finsternis (grau). Während die Fenster im Nordgiebel nicht transparent gestaltet sind, geben alle weiteren Fenster trotz der Farbgestaltung den Blick nach draußen und in die sich immer wieder verändernde Natur frei.

Seit ihrer Erweiterung wird die helle und freundliche Kapelle nicht nur für Trauerfeiern, sondern auch für andere kirchliche Feiern und Veranstaltungen genutzt.

Küsterhaus

Zu finden: Am Kirchbrink

Das Küsterhaus am Kirchbrink, dem Pfarrhaus direkt gegenüber gelegen, wurde im Jahre 1787 erbaut und ist das älteste Wohngebäude des Ortes. Die Inschrift im Fachwerk-Balken Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht. Anno 1799 ist noch gut zu lesen und macht gleichzeitig die doppelte Bestimmung des Gebäudes deutlich: es diente nicht nur als Wohnhaus für den Küster, sondern ebenso als Schulhaus. Der erste Lehrer des einklassigen Nordstemmer Schule war Kantor Johann Friedrich Wilke.

Das Küsterhaus wird heute als Gemeindehaus genutzt.

Haus Holekamp

Zu finden: Am Kirchbrink

Als der Schulraum der ersten Schule Norstemmens nicht mehr ausreichte, um die wachsende Zahl der Schulkinder aufzunehmen, baute man 1862 westlich des Küsterhauses ein neues Schulhaus mit zwei weiteren Klassenräumen und ein Jahr später wurde eine zweite Lehrerstelle gegründet. Dieser Lehrer bewohnte eine Wohnung mit einer Stube und einer Kammer auf der Ostseite des alten Schulhauses. Die zweite Schule Nordstemmens trägt heute den Namen Haus Holekamp, benannt nach Christian L. F. Holekamp, der von 1847 bis 1881 Pfarrer von St. Johannis war. Auch dieses Gebäude am Kirchbrink wird heute als Gemeindehaus und vornehmlich im Rahmen der kirchlichen Jugendarbeit genutzt.

Johannisschule und heutiges Rathaus (s. Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen)

Zu finden: An der Hauptstraße

Die dritte Schule Nordstemmens, die Johannisschule, nun nicht mehr direkt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche gelegen, wurde 1888/89 an der Hauptstraße errichtet. Mit vier Klassenräumen im Erdgeschoss und zwei Lehrerwohnungen im ersten Stock galt dieser Neubau für die damalige Zeit als mustergültiges Schulgebäude. Alle Klassenräume waren für den Unterricht von je 70 Kinder ausgerichtet, den Schulhof umgab eine Mauer. Als die Schülerzahlen nach 1945 durch Flüchtlinge und Vertriebene stark anstieg, wurden auch die Klassenräume des Haus Holekamp wieder genutzt und 1950 eine der Lehrerwohnungen in zwei Klassenräume und einen Lehrmittelraum umgewandelt.

Nach weiter ansteigenden Schülerzahlen wurde schließlich am 7. Januar 1964 das heutige Schulgebäude, die Marienbergschule am Schlingweg eingeweiht. Diese ist heute eine Offene Ganztags- und Oberschule. Für die Grundschüler baute man in Nordstemmen aus Platzgründen im Asternweg noch einmal neu. Dieses Schulgebäude wurde 1983 eingeweiht und trägt seit 2014 den Namen Asternschule.

Wege- und Zollhaus (s. Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen)

Zu finden: An der Hauptstraße

Wer meint, die Erhebung einer Maut für Autobahnen und Gebirgsstraßen sei eine Erfindung der Neuzeit, der irrt gewaltig. Schon seit ältester Zeit wurde für die Benutzung von Wegen und Brücken Gebühren, d.h. ein sogenannter Wege- und Brückenzoll erhoben, denn insbesondere die Heer- und Handelstraßen von Ost nach West, auf dem sich der Hauptverkehr abwickelte, waren früh mit Feldsteinen befestigt und bedurften einer ständigen Pflege und Instandhaltung.

Wegzoll wurde meist an strategischen Stellen wie Brücken und Stadttoren erhoben. So auch in Nordstemmen, das nahe der wichtigen Ost-Westverbindung, der heutigen B1 lag, die unterhalb der Poppenburg die Leine kreuzte.

Das Wege- und Zollhaus, ein altes Fachwerkgebäude, findet man in der Hauptstraße 26. Es war das Wohnhaus des Schuhmachers und Ortsvorstehers Zick, der sich erbot an sein Haus einen Raum anzubauen und bis an die Straße zu rücken, in welchem die Wegegelderhebung besorgt werden könne. (aus: Kleuker, Hans; Es war einmal in Nordstemmen; Nordstemmen; 2014; S. 122) Die Baukosten und die Errichtung von zwei Schlagbäumen übernahm Zick und erhielt im Gegenzug dafür und bei Zahlung einer jährlich anfallenden Pacht das Recht für die Erhebung des Wegegeldes. Von da an war Zicks Haus mit Tag und Nacht verschlossenen Schlagbäumen versehen, die sich dem Durchreisenden erst nach Zahlung des Wegezolls hoben.

Durch die Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Hannover über Nordstemmen nach Alfeld und der Teilstrecke Nordstemmen - Hildesheim verlagerte sich der Personen- und Frachtverkehr zunehmend von der Straße auf die Schienen und das Wegehaus in Nordstemmen verlor an Bedeutung. 1875/76 wurde der Wege- und Brückenzoll von den Preußen aufgehoben. Das alte Wegehaus blieb noch bis 1965 im Besitz der Familie Zick, diente aber seit 1876 nur noch als Wohnhaus.

Alter Bahnhof (s. Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen)

Die Entwicklung Nordstemmens vom Bauerndorf zu einem Ort mit industrieller Prägung wurde einige Jahre nach der Inbetriebnahme der Ziegelei Rühmekorf entscheidend vorangetrieben. Grund dafür war der Bau des Bahnhofs nördlich des Dorfes an der Straße nach Rössing. In den Jahren 1853/54 wurde der aus mehreren Gebäuden bestehende Bahnhof als Keilbahnhof gebaut. Das heute denkmalgeschütze Empfangsgebäude, das auf diese Weise zwischen den Gleisen lag, wurde gebaut vom Architekten Julius Rasch nach den Plänen von Conrad Wilhelm Hase, der später ebenfalls für den Bau der Marienburg verantwortlich war. In Anlehnung an die mittelalterliche Backsteinromanik und Backsteingotik entstand ein Gebäude im Stil des romantischen Historismus.

Zum Gebäudekomplex gehörten außerdem ein feines Restaurant im Wartesaal der 1. Klasse, das viele Jahre über die Grenzen Nordstemmens bekannt war, außerdem Werkstatträume der Bahnhofsmeisterei, ein Revisionszimmer, das Bediensteten nach Revisionen für Übernachtungen zur Verfügung stand. Nach einem Umbau in den Jahren 1857/58 entstand am Südende des Bahnhofs ein Fürstenzimmer mit Empfangsraum für die königliche Familie, denn diese reiste im eigenen Salonwagen von Hannover zur Marienbug an. Darüber hinaus hatte der Bahnhof Warteräume für Reisende und einen Lastwagenschuppen, der später durch eine ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Remise ersetzt wurde. Diese wurde im Nordteil für die Eilgutabfertigung und im Südteil durch eine Poststation genutzt. Auch ein Schafstall gehörte zum Gebäudekomplex, denn mit fünf Schafställen war Nordstemmen Umschlagplatz für Schafzüchter und Händler. Im Jahre 1878 waren 28 Personen am Bahnhof Nordstemmen beschäftigt.

Der erste Zug durchfuhr den Bahnhof auf dem Weg von Hannover nach Alfeld am 1. Mai 1853 und bereits im September desselben Jahres wurde der Anschluss nach Hildesheim fertiggestellt. Bis heute bestehen umsteigefreie Verbindungen Richtung Hannover, Göttingen, Hildesheim/Bodenburg und in Richtung Bünde (Westf) – Löhne (Westf) – Hameln. Mit Ausnahme der nächtlichen Stunden wird der Bahnhof Nordstemmen im Stundentakt von Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft und der NordWestBahn bedient.

Das historische Empfangsgebäude allerdings wird von der Deutschen Bahn seit 1977 nicht mehr genutzt und instand gehalten und ist wegen seines mittlerweile schlechten baulichen Zustands gesperrt. Die Verhandlungen eines Hildesheimer Bauunternehmers mit dem Unternehmen um den Erwerb und die Sanierungen des denkmalgeschützten Empfangsgebäudes durch zugesagte öffentliche Mittel sind seit 2011 ergebnislos geblieben.

Um die Zukunft des alten und langsam dem Verfall ausgesetzten Bahnhofs sieht es daher düster aus. Geht es nach den Plänen der Deutschen Bahn, so wird an dieses außergewöhnliche Gebäude bald nur noch eine 2014 von der Ortsheimatpflegerin konzipierte Informationstafel erinnern.

St. Michael

Die Geschichte der katholischen Kirchengemeinde ist eng mit der Geschichte der Poppenburg verbunden. Nach der Reformation wurde die Kirche Nordstemmens evangelisch und die Katholiken des Ortes gehörten fortan zur neu gegründeten und ersten katholischen Amtspfarrei des Leinetals auf der Poppenburg, die dem Heiligen Joseph geweiht wurde. Diese Gemeinde, zu der zwischenzeitlich die katholischen Christen von 20 Dörfern der Umgebung gehörten, durchlebte eine wechselvolle Geschichte. Nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts etwa 450 katholische Christen zur Gemeinde zählten, wuchs deren Zahl nach dem 2. Weltkrieg sprunghaft an und der Kirchenraum auf der Poppenburg konnte nicht mehr alle Gottesdienstbesucher aufnehmen. Man versuchte, Gottesdienste in verschiedenen Außenstationen zu feiern und sah sich 1948 sogar gezwungen, Eintrittskarten für den Weihnachtsgottesdienst auszugeben.

Der Bau der heutigen St. Michaels-Kirche nach den Plänen des Hildesheimer Architekten Joseph Fehlig an der Berliner Straße wurde schließlich am 30. Januar 1971 geweiht und gehört seit 2010 zum Gemeindeverbund Heilig Geist Sarstedt.

Schloss Marienburg

Die oberhalb des Ortes gelegene und wie ein Märchenschloß anmutende Schlossanlage der Marienburg und deren Geschichte haben auch die Entwicklung Nordstemmens mitgeprägt.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Alte Mühle (s. Geschichtlicher Rundgang durch Nordstemmen)

Die Mühle erbaute der Getreidehändler Heinrich Christian Bartels, die Jahreszahl der Erbauung ist leider nicht bekannt. Mit Hilfe einer elektrisch betriebenen Schrotmühle erzeugte er hier Futtermittel für die Tiere der Landwirte Nordstemmens und Umgebung. Bartels übergab die Mühle in die Hände seines Schwiegersohnes Carl Kreipe und dieser später an seinen Sohn Carl.

Seit 1885/86 mietete die Jüdische Gemeinde Norstemmens zwei Räume im Obergeschoss als Synagogenräume.

Als die Umsätze der Mühle nach der Gründung einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in Nordstemmen im Jahre 1920 zurückgingen, richtete das Ehepaar Kreipe im Erdgeschoss der Mühle einen Laden ein, in dem sie zunächst Kaffee, Tee, Pralinen und Gewürze verkauften. Er entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem typischen Tante Emma Laden und trug dem Betreiber den Namen Bolschen-Kreipe (Bolschen=Bonbon) ein. Der Mietvertrag mit der Jüdischen Gemeinde wurde gekündigt, denn die Familie Kreipe benötigte das Obergeschoss nun selbst als Wohnräume. Als eines der ersten Häuser des Dorfes wurde die Mühle an die örtliche Wasserversorgung angeschlossen und verfügte schon 1933 über eine hauseigene Toilette.

Von 1936 bis 1946 hatte Carl Kreipe außerdem das Amt des Ortsvorstehers (Bürgermeisters) inne. Für die Gemeindearbeit stellte er seitdem zwei Räume im Erdgeschoss der Mühle zur Verfügung.

Weitere Informationen zur Mühle sind hier zu finden sowie einer dort aufgestellten Tafel des Heimatvereins zu entnehmen.